Therese Nilshagen
Chefbereiterin in Lodbergen
In unserem Interview zeigt sie uns ihren Arbeitsalltag & spricht über die schönsten und schwersten Aspekte ihrer Arbeit als Chefbereiterin.
Amanda
Wed 27 Sep - 23
Therese Nilshagen
Chefbereiterin in Lodbergen
In unserem Interview zeigt sie uns ihren Arbeitsalltag & spricht über die schönsten und schwersten Aspekte ihrer Arbeit als Chefbereiterin.
Amanda
Wed 27 Sep - 23
Kurz nach ihrem 20. Geburtstag verließ Therese Nilshagen ihre Heimat Schweden, um als Pferdepflegerin auf einer Reitanlage in Deutschland zu arbeiten. Heute, 20 Jahre später, ist sie Chefbereiterin des Dressurpferde Leistungszentrums Lodbergen in Niedersachsen. In unserem Interview zeigt sie uns ihren Arbeitsalltag & spricht über die schönsten und schwersten Aspekte ihrer Arbeit als Chefbereiterin.
Was genau sind deine Aufgaben als Chefbereiterin?
– Lodbergen wird von einem dreiköpfigen Team geführt, bestehend aus mir, dem Betriebsleiter Wolfgang Stagge und den Schweizer Eigentümern. Während Wolfgang sich hauptsächlich um administrative Aufgaben kümmert, bin ich für die Hengststation und die Ausbildung der Pferde zuständig. Wir haben noch drei weitere Bereiterinnen und Bereiter, die mir bei der Ausbildung der Pferde auf der Anlage helfen. Allerdings liegt die Hauptverantwortung für die Ausbildung der Zuchthengste bei mir.
– Glücklicherweise bleibt mir der größte Teil der Papierarbeit erspart, aber ich beteilige mich auch an der Verwaltung der Anlage. Das macht mir wirklich viel Spaß! Obwohl wir eine relativ kleine Hengststation sind, haben wir uns einen guten Namen gemacht und ich muss sagen, dass es gut läuft. Wir sind sehr stolz auf unsere herausragenden Zuchthengste und derzeit ist der Verkauf von Sperma unsere Haupteinnahmequelle.
„Ich bin sehr dankbar, dass ich die meiste Zeit im Sattel verbringen und meine Pferde trainieren kann.”
– Therese Nilshagen
– Meine Rolle unterscheidet sich von der der anderen Bereiterinnen und Bereiter dadurch, dass ich das gesamte Training manage und leite. Ich habe das Glück, ein sehr talentiertes Team an meiner Seite zu haben, das mich bei der Ausbildung der Pferde unterstützt. Wir haben ein gutes System entwickelt, bei dem ich dem Team so viel Unterstützung wie möglich biete. Wir holen aber wöchentlich auch Trainer hinzu, damit sich die Bereiterinnen und Bereiter weiterentwickeln können. Damit sich unser Team optimal weiterentwickeln kann, ist es wichtig, dass alle stetig dazulernen können und auch das Gefühl haben, dass sie Fortschritte machen. Obwohl ihr Fokus auf dem Reiten und Training liegt, ermöglichen wir es ihnen auch, an Turnieren teilzunehmen.
Wie kann ein typischer Tag bei dir aussehen?
– Eigentlich sollte ich laut Vertrag um 7 Uhr morgens anfangen zu arbeiten, aber in der Regel bin ich schon gegen 6 Uhr morgens im Stall. Zuerst mache ich einen kurzen Rundgang durch den Stall, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Dann lege ich dem ersten Pferd, das ich reiten werde, eine Magnetdecke auf. Das ist häufig Dante. Danach trinke ich normalerweise schnell einen Kaffee, damit Dante genug Zeit hat, sein Frühstück zu essen, bevor wir uns fürs Training fertigmachen. Über den Tag verteilt reite ich dann normalerweise bis zu acht Pferde.
– Ich habe das Glück, einen ausgezeichneten Groom in meinem Team zu haben, der mir bei der Vorbereitung der Pferde hilft. Obwohl er mir hilft, die Pferde für das Training vorzubereiten, bin ich keine Reiterin, die einfach nur aufsteigt und losreitet. Denn um eine gute Reiterin zu sein, muss man meiner Meinung nach das Pferd kennen und verstehen können. Und da bringt es sehr viel, Zeit mit ihnen im Stall und auf der Weide zu verbringen, um eine bessere Beziehung zu ihnen aufzubauen. Obwohl ich meinem Groom voll und ganz vertraue, dass er einen fantastischen Job macht, bin ich also trotzdem gerne beim Fertigmachen dabei.
Warum ist Dante oft das erste Pferd, das du reitest?
– Ja, das hat tatsächlich einen bestimmten Grund. Auf dem Weg zum Reitplatz müssen wir an den Paddocks vorbei, wo die anderen Pferde stehen und da kann Dante manchmal ein richtiger Macho sein. Manchmal hört er dann nicht auf mich, wenn andere Pferde in der Nähe sind, und er spielt sich auf und keift die anderen Pferde an. Deshalb ist es einfacher, Dante am Reitplatz zu reiten, wenn die anderen Pferde noch nicht draußen stehen. Auswärts ist das aber nie ein Problem, nur zu Hause. Ich denke, er weiß einfach, dass er der Chef und einer der Ältesten zu Hause ist, also will er sich wahrscheinlich nur ein bisschen durchsetzen. Aber sobald ich auf seinem Rücken sitze, bin ich wieder der Boss, haha. Mir ist es auch ganz wichtig, Dante mindestens eine halbe Stunde lang Schritt zu reiten. Da ist es einfach schön, den Morgen mit ihm zu beginnen. Das funktioniert im Moment gut für uns beide.
„Dante mag seine kleinen Marotten haben, aber er ist nie böse. Natürlich sollte ein Pferd immer zuhören, aber ich finde es wichtig, dass es auch seinen eigenen Charakter behalten kann.”
– Therese Nilshagen
Hast du im Moment Zeit, andere Reiterinnen und Reiter zu trainieren?
– Leider bleibt mir im Moment keine Zeit dafür, da das Training meiner Pferde mich voll und ganz in Anspruch nimmt. Wenn ich Zeit über hätte, würde ich auf jeden Fall die anderen hier trainieren, aber die Realität sieht leider anders aus. Jedes Pferd braucht seine Zeit, und wenn ich am Ende des Tages alle meine Pferde geritten habe, brauche ich selbst Zeit, um mich zu erholen. Als Trainerin fühle ich mich dafür verantwortlich, meine Pferde jeden Tag zu trainieren und an Turnieren teilzunehmen, um mein Team zu unterstützen. Im Moment bleibt also keine Zeit, um andere zu trainieren. Vielleicht ändert sich das später in meiner Karriere, aber jetzt konzentriere ich mich auf mein eigenes Training.
Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?
– Was mir am meisten Spaß macht, ist die Herausforderung, die jedes einzelne Pferd mit sich bringt. Da ich mit Hengsten arbeite, habe ich es oft mit starken Persönlichkeiten zu tun und es macht Spaß zu sehen, wie die Pferde sich entwickeln. Und durch diese Arbeit werde ich auch selbst eine bessere Reiterin und Trainerin. Es ist einfach toll, Teil dieses Prozesses zu sein. Schon immer haben mich Tiere fasziniert, deshalb genieße ich es sehr, jeden Tag mit Pferden arbeiten zu dürfen.
Was würdest du sagen, ist die größte Herausforderung in deinem Job?
– Man braucht viel, viel Geduld. Es gibt auf dem Weg immer wieder Herausforderungen und Rückschläge und da ist Geduld wirklich der Schlüssel. Wichtig ist es, auch in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben und sich nicht zu schnell aufzuregen oder aufzugeben. Das ist das Schöne und zugleich die Herausforderung an meinem Job. Jedes Pferd kommuniziert auf seine eigene Art und es ist unsere Aufgabe als Reiterinnen und Reiter, sie zu verstehen. Zu lernen, was sie brauchen. Und das braucht einfach Zeit. Meiner Erfahrung nach ist kein Pferd böse oder benimmt sich absichtlich daneben. Oft geben sie wirklich ihr Bestes.
„Wenn bei der Arbeit mit Pferden etwas schief läuft, sollte man immer zuerst bei sich selbst nach dem Fehler suchen.”
– Therese Nilshagen
Welche Eigenschaften haben die Top-Pferde, die du trainiert hast, gemeinsam? Worauf achtest du bei jungen Pferden?
Viel Energie und ein starker Charakter
Eine positive Einstellung
Bereitschaft, zu arbeiten
Drei gute Grundgangarten mit einem Plus für die Hinterbeine
– Eine positive Einstellung ist für mich die wichtigste Eigenschaft, die ein Pferd haben sollte. Mit konsequenter Arbeit ist es möglich, selbst einen mittelmäßigen Trab zu einem fantastischen Trab zu verbessern, vorausgesetzt, das Pferd hat die Bereitschaft mitzuarbeiten