Mira Müller-Steinmann

Vom Hobby zum Beruf

SERIE, Teil 1/2. Vom Hobby zum Beruf – für viele ein Traum, für wenige die Realität. Mira Müller-Steinmann hat es geschafft. Erfahre hier, wie sie es gemacht hat!

Erika

Thu 3 Aug - 23

Serie: Das Leben als Reitinfluencerin (1/2)


Vom Hobby zum Beruf – für viele ein Traum, für einige wenige die Realität. Mira Müller-Steinmann ist eine derjenigen, die es geschafft hat: Auf Social Media lässt sie uns täglich an ihrem spannenden Leben als Grand Prix-Reiterin teilhaben. Aber wie hat sie es geschafft, ihr Hobby zu ihrem Beruf zu machen? Wann und wie hat ihre Karriere begonnen, welche Herausforderungen hat sie gemeistert und was würde sie heute anders machen? In dieser zweiteiligen Serie erfährst du aus erster Hand, wie alles für Mira begann und wohin sie ihre Reise noch führen könnte. 


Fangen wir mal ganz easy am Anfang an: Wann hast du überhaupt angefangen, auf Social Media von deinem Stallalltag zu posten?

– Wirklich angefangen habe ich 2013. Damals habe ich eine Facebook-Seite angefangen, die eine Art Tagebuch für mich war. Ich habe da aus meinem Alltag mit Samba erzählt und Bilder geteilt. Ich wollte einfach nicht alle in meiner Facebook-Liste ständig mit Pferdesachen belästigen (lacht), deswegen habe ich für mich und für diejenigen, die daran interessiert waren, mit der Seite angefangen.


Wann hast du gemerkt, dass das, was du auf Social Media machst, nicht mehr nur dein Tagebuch ist, sondern das Potential hat, etwas Größeres zu werden?

– Ich glaube, das war dann schon 2014 bis 2015, da hatte ich so ungefähr 25 000 Follower auf Facebook. Immer mehr Firmen sind auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich Produkte testen will, oder ich habe mich aktiv bei Firmen beworben. 2015 war das definitiv noch unentgeltlich, ich habe mir damit halt ein paar Goodies sichern können. Wenn man selbst reitet, dann weiß man ja, wie teuer der Sport ist und dann war das schon ein Highlight, dass ich Sachen zum Testen bekommen habe. Und dann wurde daraus irgendwann ein Nebenjob. Bei mir war das aber nie so, dass ich mir Gedanken machen musste, ob ich das wirklich beruflich machen soll, ob das funktionieren kann usw. Bei mir ist das ziemlich natürlich ineinander übergegangen: 2016 habe ich mein Abitur gemacht, danach habe ich angefangen zu studieren, dementsprechend habe ich damals eh noch nicht an ein richtiges Berufsleben gedacht. 2022 habe ich dann mein Studium abgeschlossen, aber ich wusste bestimmt schon ein bis wie Jahre zuvor, dass das mit dem Influencerin sein zumindest perspektivisch eine Option ist.


War Influencerin damals schon dein Ziel?

– Ich glaube, so richtig ins Auge gefasst habe ich das damals nicht. Heute ist das nunmal der Begriff, neben Content Creator. Aber damals war das eher so Ich mache Social Media nebenbei”. Ich muss auch sagen, dass es mir früher auch immer ein bisschen unangenehm war. Ich habe mich da noch nicht getraut, stolz drauf zu sein. Das hat echt lang gedauert, aber ist auch eine Typsache bei mir. Aber ja, ich habe mir einfach gedacht: Ich probiere das einfach mal und wenn es nicht klappt, dann werden sich spätestens ab meinem Studium andere Sachen ergeben und Türen für mich öffnen. Und deshalb war das jetzt nicht so, dass ich wie Andere z.B. einen Studiengang dafür abgebrochen habe. Ich glaube das ist auch ein Grund, warum die Reichweite dann so gestiegen ist: Ich konnte authentisch sein, weil ich nicht unbedingt auf Instagram angewiesen war.

 

Das war ein Grund, warum meine Reichweite so gestiegen ist: Ich konnte authentisch sein, weil ich nicht unbedingt auf Instagram angewiesen war.

– Mira Müller-Steinmann

 

Hast du dir teilweise auch Kritik oder doofe Kommentare von Leuten in deinem Umfeld anhören müssen?

Ich glaube, für die ältere Generation ist es generell einfach schwerer zu verstehen, was so ein Job bedeutet und was da so passiert. Aber ansonsten... Nö, ich glaube ich habe das selber oft kritischer gesehen als andere. Nichtsdestotrotz ist das ja einfach so, dass man sich nicht sicher sein kann, dass das für immer funktioniert. Deswegen ist man da vielleicht kritischer als bei einem traditionelleren Job.


Du bist ja jetzt doch schon lange dabei. Gibt es bestimmte Sachen, die du früher gepostet hast, die du heutzutage nicht mehr posten würdest? Content, bei dem du heute denkst: "Wie konnte ich DAS veröffentlichen?"

Auf jeden Fall. Deshalb habe ich auch meine Seite auf Facebook unsichtbar gemacht (lacht). Damals war ich ja wirklich ein Teenie und da formuliert man Dinge eben anders als ich es heute tun würde. Also nichts super dramatisches, aber es gibt Dinge, die ich mittlerweile als nicht professionell genug einschätzen würde. Ein Beispiel: Früher war es ja total im Trend, mit Halsring zu reiten. Ich finde das mittlerweile einfach super gefährlich, aber damals habe ich z. B. naiv gesagt: Ja, wir haben eine super gute Bindung und deshalb klappt es so gut. So habe ich dann halt früher meine Texte formuliert, aber ausgelassen, dass es natürlich auch ein großes Risiko ist. Das war einfach die Zeit, als es total toll war, ohne Hilfsmittel mit dem Pferd zu arbeiten. Das hat bei uns auch sehr gut funktioniert und funktioniert immer noch, aber heute sehe ich das trotzdem anders und würde z. B. nicht mehr mit Halsring aufs Feld gehen. Ich denke, ich habe jetzt einen differenzierteren Blick auf viele Sachen.


Deine gute Freundin Josephin ist ja mittlerweile deine Managerin. Ab wann hast du gemerkt, dass du die Arbeit alleine nicht mehr gestemmt bekommst und Hilfe benötigst?

Hm, also es war nicht so, dass ich an einem Punkt dann überfordert war. Es war eher die Frage, wie ich mein Business optimieren kann. Das war ungefähr im August 2021, als auch Management-Firmen auf mich zukamen und ich angefangen habe, darüber nachzudenken. Während meiner Bachelorarbeit habe ich dann gemerkt, dass ich Hilfe gebrauchen könnte. Ich habe bemerkt, dass ich einfach zu viele Anfragen bekam, die ich selbst nicht bedienen konnte. Und die, die dann vielleicht weniger interessant waren, habe ich dann gezwungenermaßen ignoriert. Das mochte ich nicht, das war mir zu unprofessionell. So hat es sich ergeben, dass Josephin damit begonnen hat, Sachen für mich zu übernehmen. Und mittlerweile ist sie wirklich ein riesiger Zugewinn bei der Arbeit. Mit Josephins Unterstützung kann ich noch mehr Aufträge annehmen und somit ist mein Business professioneller und  lukrativer geworden. Josephin arbeitet ca. 20-30 Stunden die Woche für mich und kümmert sich um alle Bürosachen und den Content Plan, sie schreibt meine To-Do List, füllt meinen Kalender, schreibt mir, welche Rechnungen ich schreiben muss. Das ist wirklich eine riesige Erleichterung.

Oft ist ja der Partner das perfekte Opfer, das gezwungen wird, im Stall Bilder zu machen oder auf Turniere mitzugehen. Ist dein Freund irgendwie in deinem Business involviert? 😉

– Nein, gar nicht. Mein Freund hat einfach selbst zu viel zu tun, als dass er dafür Zeit hätte. Er hat sein eigenes Leben und ist viel unterwegs. Aber wenn zuhause mal etwas ansteht und er da ist, dann hilft er gerne mit. Im Stallalltag ist er jedoch nicht involviert und begleitet mich auch nicht regelmäßig auf Turniere oder Ähnlichem. Das sind eher Ausnahmen.


Du reitest ja auch bis auf Grand Prix-Niveau Turniere. Wie ist es für dich, heutzutage Turniere zu reiten, wo so viele Menschen dich kennen und sicherlich auch wiedererkennen? Gibt es da einen Unterschied zu früher?

– Natürlich habe ich irgendwo den Druck der Öffentlichkeit, da es gravierender wäre, wenn es irgendwie nicht gut laufen würde. Die Leute verfolgen das ja nicht nur live vor Ort, sondern dann auch später im Internet. Ich glaube schon, dass mich das irgendwo unter Druck setzt, keine Frage. Aber da gibt es immer die Möglichkeit, nicht groß anzukündigen, wo ich starten werde. Wenn ich zum Beispiel ein neues Pferd am Turnier reite und unsicher bin, dann muss ich das ja nicht öffentlich machen. Aber je mehr ich in die Turnierbranche hineingewachsen bin, desto weniger stört mich das auch. Ich kenne die Abläufe und weiß, was wir können. Ich weiß, dass es bei jedem mal nicht so gut läuft. Das ist ja normal, besonders bei der Arbeit mit Pferden. Deshalb gibt es irgendwo mehr Druck und Aufregung, aber selbst, wenn es nicht so gut läuft, komme ich damit klar.


Wirst du auf Turnieren erkannt?

– Ja, das auf jeden Fall. Meine Zielgruppe ist, bedingt durch meinen Content, aber etwas älter als die von vielen anderen klassischen Reitinfluencern, deshalb sind Meet & Greets oder Fotos und Autogramme bei mir nicht so gefragt. Als Teenie ist man wahrscheinlich eher so richtig leidenschaftlicher Fan von etwas, als dann im Erwachsenenalter. Dann interessiert man sich eher für den Content, aber man muss nicht unbedingt zehn Fotos schießen und Fragen stellen. Ich finde das aber gar nicht so schlimm, wenn ich nicht angesprochen werde (lacht). Nicht, weil ich nicht gerne mit Leuten rede, sondern weil ich in meiner Jugendzeit nie verstanden habe, warum man fremde Leute so anhimmelt. Ich finde es nett und okay, wenn Leute mich ansprechen und ein Foto machen wollen, aber Autogrammkarten z. B. finde ich persönlich völlig übertrieben und versuche mich da weitgehend davor zu drücken (lacht).


Hast du kurz- oder langfristige Ziele und Pläne mit Social Media und deiner Reichweite?

– Ich denke, es macht auf jeden Fall Sinn, meine Reichweite weiter auszubauen und zu nutzen. Wir haben jedoch noch keine konkreten Pläne. Vielleicht möchten wir in Zukunft weitere eigene Firmen oder Standbeine aufbauen, wie zum Beispiel unseren Podcast Stabletainment, der immer besser läuft und sicher durch meine Reichweite begünstigt wird. Das macht definitiv Sinn, sich weitere Standbeine aufzubauen, da sich alles ständig verändert und ich mich selbst im Laufe der Zeit auch verändern werde. Was ich auf jeden Fall nicht machen möchte, ist es irgendwann die Kategorie der Mamiblogger zu fallen (lacht). Daher ist es wichtig, sich langfristig Gedanken zu machen, welche Optionen es gibt, die sich ergänzen und ineinander übergehen. Vielleicht irgendwann ein eigenes Label? Es gibt auch andere Formate, wie beispielsweise eine eigene Online-Plattform mit Lehrvideos. Es gibt viele Möglichkeiten, die man nutzen sollte.



 

Es macht definitiv Sinn, sich weitere Standbeine aufzubauen, da sich alles ständig verändert und ich mich selbst im Laufe der Zeit auch verändern werde.

– Mira Müller-Steinmann



 

…weil man Social Media nicht für immer machen kann?

– Naja, zum einen weiß man nicht, wie sich Social Media weiterentwickelt. Zum anderen ist die Zielgruppe auf den Plattformen hauptsächlich jung, und ältere Menschen sind irgendwann nicht mehr so interessant. Deshalb denke ich, dass es Sinn macht, sich darüber Gedanken zu machen, was man machen möchte, welche Ziele man hat und was zu der eigenen Entwicklung passt. Mein Ziel fürs Alter ist es auf jeden Fall, weniger zu arbeiten und vielleicht nicht unbedingt täglich vor der Kamera zu stehen. Und dafür will ich mir jetzt eben gute Möglichkeiten schaffen. Im Endeffekt sprechen wir vielleicht von einem Zeitraum in 10-20 Jahren, aber es macht auf jeden Fall Sinn, darüber nachzudenken. Das ist ja in vielen selbständigen Berufen so.


Fühlt sich dein Job für dich gerade sicher an? 

– Für die nächsten 5-10 Jahre auf jeden Fall sicher. Danach definitiv nein. Deshalb beschäftige ich mich auch jetzt schon damit und habe auch mein Studium durchgezogen. Auch meine reiterlichen Fähigkeiten eröffnen mir jetzt immer mehr den Beritt als ein weiteres Standbein. Das kann man natürlich nicht mit den Einkünften aus Social Media vergleichen, aber es stellt dennoch ein Standbein dar, das Sinn macht. Ich glaube auf jeden Fall, dass das Influencer-Dasein nicht sicher ist, auf jeden Fall nicht langfristig. Aber ich denke, dass meine persönliche berufliche Karriere und mein Werdegang sicher sind und dass das langfristig funktionieren wird, eben dank meiner Reichweite und meinen verschiedenen Standbeinen.

 

Vielen lieben Dank, Mira, für das nette Gespräch und die superspannenden Einblicke!

Folge Mira auf Instagram unter: @miraaams



Lies hier Teil 2 der Serie: Das Leben als Reitinfluencerin.

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