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So verbesserst du deinen Reitersitz

Wir alle wissen, wie wichtig ein guter Sitz beim Reiten ist. Aber was bedeutet das eigentlich genau – und wie bekommt man ihn? Laura Ahti, Workout Coach für Reiterinnen und Reiter, hat die Antworten.

Ellinor

Thu 19 Dec - 24

Sitz hier, Sitz da – aber warum ist das eigentlich so wichtig? Wir alle wissen, dass ein stabiler und ausbalancierter Sitz das A und O im Sattel ist. Aber mal ehrlich, was genau bedeutet „guter Sitz“ überhaupt? Und wie können wir daran arbeiten?

Laura Ahti ist Workout Coach und Gründerin der Workout-App Equestrain. In ihrer täglichen Arbeit begleitet sie Reiterinnen und Reiter dabei, stärker und fitter zu werden. Wir haben sie gefragt, worauf es bei einem guten Sitz wirklich ankommt.

 

Hi Laura! 👋 Kannst du uns erklären, was genau ein guter Sitz eigentlich ist?

„Ein guter Sitz bedeutet eine ausbalancierte, ausgerichtete Position im Sattel, bei der du deine Hilfen präzise einsetzen kannst und gleichzeitig eine enge Verbindung zu deinem Pferd fühlst. 

Wir verwenden oft das Bild von „drei Eimern“, die übereinandergestapelt sind, um einen korrekten Sitz zu beschreiben: deine Hüften, dein Brustkorb und dein Kopf. Wenn deine Muskelketten aktiv sind und optimal arbeiten, dann sind diese „drei Eimer“ in einer Linie. Das gibt dir die Leichtigkeit und Harmonie, bei der sich das Reiten ganz einfach und fließend anfühlt. 

Ein guter Sitz beginnt mit einer guten Verbindung deiner Füße mit den Steigbügeln – das ist das Fundament deines Gleichgewichts. Von dort aus liegen deine Beine lang und locker um dein Pferd, und du sitzt tief und stabil auf deinen beiden Sitzbeinhöckern im Sattel. Deine Rumpfmuskulatur verbindet die Hüften mit dem Oberkörper und sorgt dafür, dass alles übereinander ausgerichtet bleibt. 

Aus dieser balancierten Position heraus kannst du 1. deine Bewegungen ganz einfach anpassen, 2. feinere Hilfen geben und gleichzeitig 3. eine weiche, aber stabile Verbindung zu deinem Pferd halten.“ 


 

 

„Dein Sitz ist dein wichtigstes Werkzeug im Sattel.“

– Laura Ahti

 

 

Warum ist ein guter Sitz so wichtig?

„Dein Sitz ist dein wichtigstes Werkzeug im Sattel. Über deinen Körper fühlst du dein Pferd, und die Verbindung zu deinem Pferd spiegelt wider, wie gut du mit dir selbst und deinem Körper verbunden bist. Dein Sitz beeinflusst aber auch die Biomechanik und Balance deines Pferdes. Ob Trabqualität, Durchlässigkeit im Rücken oder die Sprungkraft – all das hängt direkt mit deiner Position zusammen.

Dein Sitz sollte niemals deine Entwicklung als Reiterin oder Reiter einschränken – doch leider ist genau das häufig der Fall. Wenn du zum Beispiel zwischen Sprüngen nicht schnell genug wieder zum Sitzen kommst, dir in längeren Dressurprüfungen die Puste ausgeht oder du den Trab nicht aussitzen kannst, dann liegt das meistens daran, dass der Körper noch nicht optimal vorbereitet ist. Das richtige Training macht hier den Unterschied, damit du dich im Sattel voll aufs Reiten konzentrieren kannst – und nicht darauf, deinen Sitz zu korrigieren.“



Welche Muskelgruppen sind besonders wichtig für einen guten Sitz?

„Das hängt immer von der jeweiligen Person ab. Jedes Sitzproblem hat eine klare Ursache, und die entscheidende Muskelgruppe, die das Problem auslöst, kann sich von Person zu Person unterscheiden. Es gibt aber ein paar „Must-haves“, die in keinem Trainingsplan fehlen dürfen:

  1. Core und Hüftbeuger. Genug Kraft im Rumpf und in deinen Hüftbeugern hilft dir, die Bewegungen deines Pferdes aufzunehmen und geschmeidig mitzugehen. 

  2. Hüftstabilität, vor allem durch den Gluteus medius. Dieser Muskel an der Seite deiner Hüfte hilft dir, in der Mitte des Sattels zu bleiben,  und ermöglicht es dir, dein Bein ruhig zu halten, ohne mit dem Knie zu klemmen. Übungen wie Side Plank und Variationen davon sowie Übungen auf einem Bein sind dafür ideal.  

  3. Oberer Rücken und hinterer Schultergürtel. Genug Kraft hier sorgt dafür, dass dein Oberkörper stabil bleibt und deine Schultern nicht nach vorne sacken.“

Was sollte ich im Sattel beachten, um einen guten Sitz zu halten?

„Hier sind drei einfache Tipps für den Anfang:

  • Stell deine Steigbügel richtig ein: Sie sollten knapp hinter dem breitesten Teil deiner Fußsohle sitzen, und deine Ferse sollte leicht unterhalb der Waagerechten sein. Das schafft eine ausgewogene Grundlage für deinen Sitz. Drückst du die Ferse zu weit nach unten, blockierst du dein Sprunggelenk und wirst im Sitz steifer. Dadurch kannst du den Bewegungen deines Pferdes nicht so leicht folgen.

  • Neutralposition der Hüfte: Stell dir ein nach unten zeigendes Dreieck auf deinen Hüften vor, das gerade nach unten zeigt. Das hilft dir, eine neutrale Hüftposition einzunehmen. Aktiviere leicht deinen Beckenboden, die Hüften und die Körpermitte – dein Rücken sollte dabei neutral bleiben.

  • Atme ein und spüre, wie sich dein Oberkörper über deiner Hüfte ausrichtet. Stell dir vor, jemand zieht sanft an der unteren Ecke deiner Schulterblätter. So findest du Stabilität von deinem oberen Rücken bis zu deinen Schultern und bleibst aufrecht. Das bringt deinen Oberkörper in eine gute Ausrichtung und unterstützt dich dabei, einen stabilen Kontakt zu halten. 

 


Ich habe unruhige Beine beim Reiten. Was kann ich dagegen tun?

„Wenn deine Schenkel beim Reiten schlackern, dann liegt das oft daran, dass dein Körper mangelnde Kraft und Stabilität in der Hüfte ausgleichen muss. Wenn du versuchst, deinen Sitz mehr mit den Innenschenkeln als mit der Körpermitte, den hinteren Oberschenkeln und dem Gesäß zu stabilisieren, dann führt das leicht dazu, dass du mit den Knien klemmst – und das macht es schwer, die Unterschenkel ruhig zu halten. Trainiere gezielt die Verbindung zwischen Rumpf, hinteren Oberschenkeln und Gesäß, um deine Hüften neutral und stabil zu halten und insbesondere die Kraft in den unteren Bauchmuskeln aufzubauen.“ 

 
 

 

„Dein Sitz sollte niemals deine Entwicklung als Reiterin oder Reiter einschränken – doch leider ist genau das häufig der Fall.“

– Laura Ahti

 

 


Ich habe Schwierigkeiten mit meinem Gleichgewicht beim Reiten. Was kann ich tun?

„Eine gute Balance im Sattel bedeutet, dass dein Körper optimal durch verschiedene Muskelketten arbeitet und du einen stabilen Kontakt über die Steigbügel hast. Viele Reiterinnen und Reiter haben jedoch inaktive Fußmuskeln, obwohl diese eine wichtige Rolle dabei spielen, einen stabilen Steigbügelkontakt und damit einen ausbalancierten Sitz zu schaffen. Arbeite gezielt an diesem Kontakt, zum Beispiel mit verschiedenen „Floating Heel“-Übungen, bei denen die Fersen in der Luft sind.“



Ich habe Probleme mit meiner Haltung beim Reiten. Was kann ich tun?

„Überprüfe zuerst deine Hüften: Sind sie in einer neutralen Position? Oder kippen sie nach hinten? Letzteres kann zu einer runden Haltung und Schwierigkeiten führen, aufrecht zu sitzen. Wenn deine Hüften in einer neutralen Position sind, konzentriere dich auf die Kraft im Oberkörper, besonders im mittleren Rücken und im hinteren Schulterbereich. Das verhindert, dass deine Schultern nach vorne sacken. Wenn du jedoch über den Sitzbeinhöckern in einer runden Haltung sitzt, musst du zuerst die Hüften zurück in die Neutralposition bringen. Dazu solltest du deine Hüftbeuger, die untere Körpermitte und die Rückenmuskulatur stärken. Erst dann kannst du wirklich von einem gestärkten Oberkörper profitieren. 


Wow, danke Laura! Dann ab ins Gym! 🏋

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