Herausforderungen & Lösungen:

Tipps einer Bereiterin

Erfahre mehr darüber, wie 5*-Bereiterin Callie Menut mit den Herausforderungen beim Training von Spitzenpferden umgeht.

Greta

Thu 26 Sep - 24

In diesem Artikel teilt Callie Menut ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeit mit Spitzenpferden und betont dabei, wie wichtig es ist, Pferde durch angepasstes und vielfältiges Training sowie einen respektvollen Umgang mental und körperlich zu stärken. 

 

Was sind die größten Herausforderungen beim Training von Spitzenpferden? 

 

1. Mit den Höhen und Tiefen umzugehen 

– Ich bin eher eine Perfektionistin und liebe Pferde… Und mit diesen Tieren gibt es sehr oft Herausforderungen – das ist also nicht immer die beste Kombination, haha! Ich habe mal von Laura Kraut gehört, dass man seine Emotionen im Gleichgewicht halten und nicht zu sehr in Höhen oder Tiefen geraten soll. Das fällt mir zwar schwer, aber es ist eine gute Faustregel. 

 

2. Sich an jedes Pferd anzupassen 

– Praktisch gesehen besteht die Herausforderung darin, sich an jedes Pferd anzupassen. Ich bin mittlerweile einige Spitzenpferde geritten und finde es faszinierend, wie unterschiedlich sie alle sind und dennoch auf dem gleichen Level antreten und alle die gleichen Chancen auf den Sieg haben können. Wir versuchen, jedes Pferd individuell zu fördern, damit es seine persönlichen Höchstleistungen bringen kann. Deshalb ist es wichtig herauszufinden, was bei jedem funktioniert und was nicht. 

 

3. Mentale und körperliche Stärke aufzubauen 

– Natürlich müssen gewisse Grundfähigkeiten sowie die körperliche und mentale Gesundheit vorhanden sein, um das, was wir von ihnen verlangen, bequem erreichen zu können. Ein abwechslungsreiches Training auf verschiedenen Böden oder mit verschiedenen Übungen ist dabei entscheidend. Es ermöglicht eine vollständige Beanspruchung des Körpers, bereitet sie auf jede Situation im Parcours vor und hält sie ihre gesamte Karriere über fit und glücklich.  

 

Wie gehst du mit diesen Herausforderungen um? 

– Wenn es darum geht, sich auf einzelne Pferde einzustellen, glaube ich fest daran, dass Pferde eine enorme Persönlichkeit entwickeln können, wenn man sie nur lässt. Sie zeigen einem klar und deutlich, was sie mögen oder nicht. Eines unserer Spitzenpferde war zum Beispiel früher etwas ängstlich beim Ausreiten und wollte immer umdrehen. Ich wusste aber, dass er für Futter alles tun würde. Anstatt ihn also zu einem Kampf zu zwingen, den ich eh verloren hätte, habe ich ihn grasen lassen, sobald er nervös wurde und umdrehen wollte. Jetzt sind Ausritte mit ihm wunderbar und er liebt es, ins Gelände zu gehen (auch wenn wir nur einmal während des Ausritts zum Grasen stehen bleiben).  


„Ich glaube ich fest daran, dass Pferde eine enorme Persönlichkeit entwickeln können, wenn man sie nur lässt.“ 

– Callie Menut

 

 

– Ein anderes unserer Spitzenpferde ist eines der talentiertesten Pferde, die ich je geritten bin. Aber wie das klügste Kind in einer Klasse langweilt er sich sehr schnell. Früher musste ich ihn täglich mit verschiedenen Übungen herausfordern, damit er sich nicht gegen mich auflehnte oder sogar gefährlich wurde. In den letzten Monaten haben wir daran gearbeitet, einen Kompromiss zu finden, nicht immer das Schwierigste von ihm zu verlangen, sondern ihn einfach zu beruhigen und entspannt zu halten, damit er seinen Körper nicht überanstrengt. Jetzt genieße ich es, ihn ruhig an der Longe zu arbeiten oder ganz entspannt zu reiten.  

 Um sicherzustellen, dass sie mental und körperlich fit sind, gehe ich strategisch vor. Ich würde sagen, ich gehöre zu den lockeren Reitern und mag lockere Pferde. Es spielt keine Rolle, ob es sich um ein kleines, großes, steifes, geschmeidiges, faules oder temperamentvolles Pferd handelt: Wenn sie „bei mir“ sind und sich auf ihre Aufgabe konzentrieren, können sie entspannen, voll bei der Sache sein und ihr volles Potenzial ausschöpfen. Kraft einzusetzen, um den eigenen Willen durchzusetzen, finde ich emotional sehr fragwürdig und es ergibt für mich auch keinen Sinn. Pferde wiegen 500-600 kg, sind empfindlich genug, um eine Fliege auf ihrer Haut zu spüren, und haben einen Fluchtinstinkt. Unser Ziel ist es, ihre angeborenen Fähigkeiten zu nutzen, um sie möglichst schnell über Hindernisse springen zu lassen. Und dabei finde ich, dass der Einsatz von Kraft oder Gewalt ihre natürliche Leistungsfähigkeit und Beweglichkeit einfach nur beeinträchtigt. Wenn man dafür sorgt, dass sie Freude an der Arbeit haben und ihren Körper gesund und fit hält, damit sie bereit für die Anforderungen sind, ist man meiner Meinung nach auf dem besten Weg zu einer erfolgreichen Partnerschaft und vor allem genießt man die Zeit mit dem geliebten Tier. 

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