Erfahre mehr über den Reitsportprofi
Grosses Interview mit Carl Hedin
In diesem Interview erzählt uns Carl über seinen Weg im Reitsport, wie ein normaler Arbeitstag bei ihm aussieht und gibt seine besten Tipps für all diejenigen, die auch davon träumen, mit Pferden zu arbeiten. 🤝
Amanda
Wed 31 Mar - 21
Erfahre mehr über den Reitsportprofi
Grosses Interview mit Carl Hedin
In diesem Interview erzählt uns Carl über seinen Weg im Reitsport, wie ein normaler Arbeitstag bei ihm aussieht und gibt seine besten Tipps für all diejenigen, die auch davon träumen, mit Pferden zu arbeiten. 🤝
Amanda
Wed 31 Mar - 21
Profireiter und Unternehmer Carl Hedin, 33 Jahre alt (geboren am 22. Juni 1991), hat immer eine Menge Projekte gleichzeitig am Laufen. Viele von uns kennen ihn von seinem beliebten und schnell wachsenden Instagram-Account, doch nicht nur auf Social Media ist Carl erfolgreich. Er ist auch professioneller Dressurreiter auf Grand Prix-Niveau, gefragter Bereiter und Trainer und Gründer des Unternehmens Eques Management. 2021 erschien Carl Hedins erstes Buch Hästpojken (zu Deutsch: Pferdejunge), eine Biografie über seinen Weg als Reiter, die in Schweden große Popularität erlangt hat. Und – last but not least – ist er seit 2021 auch Markenbotschafter für Maya Delorez.
In diesem Interview erzählt uns Carl über seinen Weg im Reitsport, wie ein normaler Arbeitstag bei ihm aussieht und gibt seine besten Tipps für all diejenigen, die auch davon träumen, mit Pferden zu arbeiten.
Steckbrief Carl Hedin
Alter: 33, geboren am 22. Juni 1991
Wohnort: Särö, südlich von Göteborg, Schweden 🇸🇪
Beruf: Profireiter und Unternehmer
Geheimtalent: Kann mit geschlossenem Mund singen
Instagram: @hedincarl
Wie hat alles angefangen?
Lass uns am besten ganz am Anfang beginnen. Wie kamst du zum Reiten?
– Ich habe mich schon immer für Tiere und ihr Verhalten interessiert. Dass es dann genau Pferde wurden, hat wohl viel damit zu tun, dass meine Schwester ritt und dass ich oft mit ihr im Stall war. Als ich sieben Jahre alt war ging ich auf eine Sportschule, die ein Konzept verfolgte, mit dem man in verschiedene Sportarten mal reinschnuppern konnte. So bekam ich also die Möglichkeit, das Reiten zum ersten Mal auszuprobieren. Und wenn man in das damalige Tagebuch meiner Mutter schaut, dann steht da so etwas wie „Carl hat mit der Sportschule Reiten ausprobiert und will weitermachen”. Danach habe ich also in einer Reitschule mit dem Reiten angefangen. Und seitdem bin ich nun dabei, kann man wohl sagen.
Wann hast du gemerkt, dass der Reitsport etwas ist, auf das du dich wirklich konzentrieren möchtest?
– Ich war ziemlich jung, als mir klar wurde, dass ich mit Pferden arbeiten wollte, ich glaube ich war 14 oder 15 Jahre alt. Ich erinnere mich noch, wie ich mit dem Fahrrad oder dem Moped in den Stall gefahren bin und geträumt habe, mit Pferden zu arbeiten. Und zwar nicht nur als Turnierreiter oder Unternehmer. Ich wollte mein ganzes Leben um den Reitsport und um Pferde gestalten. Schon damals träumte ich davon, wie schön es wäre, meine Leidenschaft für Pferde zu meinem Beruf zu machen.
Zeit im Ausland
Nachdem du mit der Schule fertig warst und schon eine Weile geritten bist, bist du ins Ausland gezogen. Kannst du ein bisschen über diese Jahre erzählen? Was konntest du aus dieser Zeit mitnehmen?
– Ich habe insgesamt fünf Jahre lang im Ausland gelebt. Zuerst in Dänemark, dann in Deutschland und zuletzt in England. Es war eine tolle Möglichkeit für mich, meinen Horizont zu erweitern und mal über den Tellerrand zu blicken – und zwar nicht nur, was das Reiten angeht. Die Pferdehaltung und die Art zu Reiten unterscheiden sich stark von Land zu Land. Im Ausland konnte ich also viele verschiedene Perspektiven kennenlernen. Es war aber auch sehr wertvoll, dass ich neue Kulturen kennenlernen konnte, ganz unterschiedliche Menschen getroffen habe und gemerkt habe, dass nicht alles so ist, wie hier zu Hause in Schweden. Für mich war es so, dass je länger ich im Ausland war, desto mehr habe ich mein eigenes Heimatland zu schätzen gelernt.
Wie kam es dazu, dass du dich dafür entschieden hast, ins Ausland zu ziehen? War es wegen deiner Ausbildung oder um dich als Reiter weiterzuentwickeln?
– Es war ein bisschen beides, kann man wohl sagen. Zuerst habe ich in Dänemark mit Pferden gearbeitet und war Bereiterlehrling. Wenn man philosophisch sein möchte, dann könnte man natürlich sagen, dass alles im Leben einen auf seine eigene Art und Weise etwas lehrt. Natürlich habe ich mit Pferden gearbeitet, weil ich ein Einkommen brauchte – aber ich habe es immer auch als eine Art Weiterbildung und als eine strategische Entscheidung gesehen, um am Ende eine Karriere im Reitsport aufbauen zu können. Als ich in England gelebt habe, habe ich auch Wirtschaft mit Schwerpunkt Marketing studiert. Dafür habe ich mich einerseits entschieden, weil ich Marketing wirklich spannend finde. Andererseits aber auch, weil ich dieses Wissen für mein eigenes Unternehmen nutzen wollte. Also ist alles, was ich mache und gemacht habe, eigentlich eine Kombination aus theoretischer Ausbildung und praktischer Weiterentwicklung, um eine Karriere im Reitsport aufbauen zu können.
Unternehmertum und Eques Management
Du bist 2015 zurück nach Schweden gezogen und hast da angefangen, aktiv mit deinem Unternehmen zu arbeiten. Kannst du ein bisschen mehr über Eques Management erzählen und warum du dich dafür entschlossen hast, dein eigenes Unternehmen zu gründen?
– Eques Management habe ich 2013 gegründet. Damals hatte ich bereits geplant, ins Ausland zu gehen und zu studieren. Doch dann meldeten sich einige Leute bei mir, die Hilfe beim Training von Pferden brauchten. Also gründete ich die Firma und hatte sie vielleicht sechs Monate am Laufen, bevor ich nach England zog. Während dieser Zeit war die Firma mehr oder weniger inaktiv, bis ich wieder nach Schweden zurückkam. Ich habe also hauptsächlich die letzten sechs Jahre aktiv mit Eques Management gearbeitet.
– Das Unternehmen habe ich nicht gegründet, weil ich daran interessiert war, super viel Geld zu verdienen. Ich sehe das Unternehmen eher als Möglichkeit, meinen Lebensstil mit Pferden finanzieren zu können. Und solange das klappt, bin ich glücklich. Gleichzeitig kann mir natürlich der Verkauf von einigen guten Pferden auch andere Möglichkeiten eröffnen. Aber ich denke wirklich nicht, dass ich der beste Ansprechpartner bin für Tipps und Tricks zu wie man ein Unternehmen auf die Beine stellt. Es war nie mein Traum, Eques Management zu einem riesigen Unternehmen zu machen. Ich habe Angst, dass ich dann die Leidenschaft für den Sport verlieren würde – obwohl das eigentlich das Wichtigste ist.
Bei Eques Management arbeitest du unter anderem mit dem Training von Dressurpferden. Worauf achtest du, wenn du ein neues Pferd aussuchst? Was ist dir am wichtigsten?
– Ein gutes Nachwuchspferd zu finden ist an sich nicht schwer, das nötige Wissen kann sich eigentlich jeder aneignen. Bei Dressurpferden suche ich normalerweise nach folgenden Voraussetzungen:
Gute Grundgangarten
Ein einigermaßen korrektes Exterieur
Eine Größe, die zu mir passt
Und das ist an sich nicht so schwer. Was dann aber wirklich darüber entscheidet, ob ich ein Pferd kaufe oder nicht, ist letzten Endes mein Bauchgefühl. Und dieses Bauchgefühl basiert letztendlich auf hundert, tausend, zehntausend Stunden Verkaufsvideos von Pferde, die ich in meiner Zeit als Reiter angesehen habe. Diese Tipps sind vielleicht nicht so hilfreich für dich, wenn du dir bei deinem Bauchgefühl etwas unsicher bist. Aber für mich ist es auf jeden Fall der entscheidende Faktor – in Kombination mit dem Preis, natürlich!
Bei Eques Management erhaltet ihr sicherlich viele Praktika- und Jobanfragen. Wie ist das eigentlich, könnt ihr Praktika anbieten?
– Wir erhalten unglaublich viele Anfragen, also wirklich hunderte. Und da wir nur ein paar Praktikumsplätze jedes Jahr anbieten, sind die Chancen leider nicht allzu groß, einen Praktikumsplatz zu erhalten. Natürlich kann man uns gerne eine Anfrage zukommen lassen, doch wir können leider nicht so viele Plätze anbieten.
Der Alltag in Särö
Wie bereits erwähnt hast du immer eine Menge zu tun. Du hast dein eigenes Unternehmen, trainierst Dressurpferde und startest mit ihnen auf Grand Prix Niveau und hast außerdem noch einen erfolgreichen Instagram-Account. Wie sieht ein typischer Tag für dich aus?
– Normalerweiswe steige ich kurz nach sieben Uhr morgens auf das erste Pferd, dann reite ich so ziemlich den ganzen Vormittag ohne Pause. Die Nachmittage unterscheiden sich dann je nach Saison. Wenn Turniersaison ist, reite ich auch ein bisschen am Nachmittag. Ansonsten liegt der Fokus eher auf das Trainieren anderer und auf Büroarbeit. Jeden Abend schicke ich einen Plan an das Team, in dem ich zusammenstelle, wie der nächste Tag aussehen wird, welches Pferd ich wann reiten werde und so weiter.
So sieht beispielsweise der heutige Plan aus:
07:00 Ville
08:00 Frühstück 🥐
08:45 Lucas
09:30 Petter
10:00 Olle 🐴
10:30 Rufus – Langzügelarbeit
11:00 Snookie – Langzügelarbeit
11:30 Pods – Ausritt
12:00 Defense – Ausritt
12:30 Andere trainieren
13:00 Mittagessen 🌯
14:15 Andere trainieren
15:00 Andere trainieren
16:00 Digitales Meeting Kooperationspartner 💻
17:00 Digitales Meeting neue Kooperationspartner
18:00 Eigenes Training
20:00 Auf Instagram posten 📲
To do:
Paket abholen
Kraftfutter bestellen
Pferdebesitzer für Besichtigung anrufen
Zum Turnier anmelden
Mehr über Eques Management
Du beschreibst Eques Management als Unternehmen, das auf Dressurtraining spezialisiert ist. Du selbst reitest ja auch Dressur auf höchstem Niveau. Und trotzdem haben wir bemerkt, dass du dich auf Social Media immer öfter beim Springen zeigst. Wie kommt das?
– Einerseits einfach weil es mir super Spaß macht. Andererseits war es auch schon lange ein Traum von mir, nebenbei Springreiten zu können – mehr so als Hobby. Ich bin totaler Amateurreiter im Springen und muss noch viel lernen. Aber mir gefällt es sehr! In gewisser Weise entspringt es also meinem eigenen Interesse, weil es mir Spaß macht und ich es spannend finde zu sehen, was daraus wird. Aber ich merke auch, dass es meine Follower auf Social Media schätzen, wenn ich meine Inhalte abwechslungsreicher gestalte und es nicht nur um Dressur geht.
Gibt es einen Erfolg, auf den du in deinem Leben besonders stolz bist – egal ob im Reitsport oder in deinem restlichen Leben?
– Mein größter Erfolg ist wohl, dass ich meine größte Leidenschaft ausleben darf und dass ich damit meinen Lebensunterhalt verdiene. Das stelle ich Woche für Woche erneut fest. Und ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mir zum ersten Mal klar wurde, dass ich tatsächlich vom Reiten leben kann. Da war ich ungefähr 20 oder 21 Jahre alt, wohnte in Dänemark und machte meine Bereiterlehre. Ich war vielleicht ein Jahr dort gewesen, habe Pferde gepflegt und bin manchmal geritten, als mein Chef mir einen richtigen Reitjob angeboten hat, für den ich eine Liste an Pferden hatte, die ich reiten sollte. Das waren vielleicht 3000 schwedischen Kronen, also ca. 300 € im Monat – also nicht allzu viel Geld. Doch ich wurde fürs Reiten bezahlt und das gab mir auf jeden Fall einen Motivationskick. Das ist es auch, was Eques Management heute für mich ist: Es ermöglicht mir, meinen Lebensunterhalt mit dem Reiten zu verdienen. Das ist also wahrscheinlich der Erfolg, auf den ich am meisten stolz bin. Oft muss ich mich selbst kneifen, weil ich nicht glauben kann, dass ich wirklich so einen tollen Job habe. Ich bin so glücklich, dass ich für meinen Lebensunterhalt das tun kann, was für mich das Beste überhaupt ist. Wie kann das wirklich mein Job sein?!
„Und ich erinnere mich, wie ich meine Mutter angerufen hab und ihr erzählt habe, wie sich das Blatt gewendet hat: Früher musste ich immer fürs Reiten bezahlen, für Pferde bezahlen, den Trainer und den Stall bezahlen. Aber in diesem Moment kam es zu einem Wendepunkt: Nun war ich es, der bezahlt wurde.“
– Carl Hedin
Carls Tipps, um auf Social Media erfolgreich zu sein 📱
Die letzten Jahre ist dein Instagram unglaublich schnell gewachsen und heute hast du Follower auf der ganzen Welt. Kannst du uns deine besten Tipps geben, um auf Social Media erfolgreich zu sein?
Sei du selbst
Variiere deinen Content – Wechsel zwischen lustigem, informativem, relatable Content, Bloopers und Storytelling usw. ab.
Bevor du einen Beitrag postest, stell dir selbst die Frage: “Ist das etwas, was für andere interessant ist?”
Schreibe auf Englisch und verwende Hashtags, um deine Reichweite zu erhöhen
… und da wir noch bei Social Media sind: Auf deinem Instagram bewertest du die “Banane des Tages”. Was hast du herausgefunden? Was macht die perfekte Banane für dich aus?
– Haha, das ist so lustig! Die „Banane des Tages“ zu bewerten ist an sich meine absolut schlechteste Content-Idee und doch scheint es so, als ob meine Follower das absolut lieben. Wenn ich poste, wie ich eine Banane esse, ohne sie zu bewerten, bekomme ich ungefähr 200 Kommentare, in denen die Leute fragen, warum ich sie nicht bewertet habe, haha. Jedenfalls würde ich sagen, dass eine perfekte Banane für mich wahrscheinlich ein bisschen reifer sein sollte, eher braun als grün. Die braunen sind ein bisschen süßer und runder im Geschmack, das mag ich!
Zum Abschluss noch: Viele junge Reiterinnen und Reiter träumen davon, so wie du Vollzeit mit Pferden arbeiten zu können. Was kannst du ihnen empfehlen?
– Lerne so viel du nur kannst über Pferde und über alles, was mit dem Reiten zu tun hat. Ich hatte keine Ahnung, dass ich das machen würde, was ich jetzt mache. Also mit Social Media arbeiten und so. Nie im Traum hätte ich gedacht mal hier zu sitzen und mit Maya Delorez zu arbeiten, es fühlt sich total surreal an. Aber ich kann auf jeden Fall empfehlen, dir so viel Wissen und Fähigkeiten wie möglich anzueignen. Von kleinen Sachen – wie beispielsweise wie man perfektes Schenkelweichen reitet – bis hin zu größeren Themen wie Leadership und Unternehmensführung. Wissen ist Macht.
„Wissen ist das beste und leichteste Werkzeug, das man bei sich tragen kann.”
– Carl Hedin
Fünf kurze Fragen mit Carl
Lieblingsjahreszeit zum Reiten?
Herbst.
Turniere im Ausland oder Heimspiel?
Turniere im Ausland.
Lieblingsemoji?
🦖 – Ich LIEBE das Dino-Emoji!Wallach oder Stute?
Warum entweder oder?
Ein Springen im Dressursattel reiten oder eine Dressurkür im Springsattel?
Dressurkür im Springsattel.