So stärkst du die

Kommunikation mit deinem Pferd

Hier beleuchten wir Jesse Drents Training mit positiver Verstärkung. Du lernst, wie du mit Alltagsübungen die Bindung zu deinem Pferd stärken kannst.

Lovisa

Wed 23 Aug - 23

Jesse Drent beim Training seiner Pferde zuzuschauen ist ein echter Genuss – alle, die seinen Content auf Social Media gesehen haben, wissen, wovon wir reden. Wir wollen doch alle besondere Verbindung zu unseren Pferden aufzubauen, oder nicht? In diesem Artikel tauchen wir tiefer in Jesses Pferdetraining mit positiver Verstärkung ein, in seine Sichtweise zur Bodenarbeit mit Pferden und vor allem: Wie auch du deine Kommunikation mit deinem Pferd mithilfe kleiner Alltagsübungen verbessern kannst.  

 

Hast du schon immer mit positiver Verstärkung gearbeitet?

– Ich hab in einer Reitschule mit dem Reiten angefangen, als ich acht Jahre alt war. Meine Familie mochte zwar immer Tiere, aber Pferde waren nicht unbedingt ihr Ding.  Als ich zwölf war, habe ich mein erstes Pony bekommen, Andorra, die ich immer noch habe. Zu dem Zeitpunkt kannte ich nur die Reitweise, die ich in der Reitschule gelernt hatte. Im Grunde genommen war das nur: Schenkeldruck zum Vorwärtsreiten und Zügel zum Anhalten.

– Am Anfang lief alles ziemlich gut mit Andorra. Aber irgendwann hatte sie einfach genug, weil ich ihr überhaupt nicht zugehört habe. Da fing sie dann an sich zu widersetzen. Sie begann zu buckeln, warf mich ab und man konnte sie nur schwer händeln. Da bekam ich echt Angst und wollte nicht mehr reiten. Stattdessen fing ich an, vom Boden aus mit ihr zu arbeiten, denn ich wollte sie auch nicht verkaufen. Auf diese Weise habe ich wirklich gelernt, dass Zuhören und Zusammenarbeiten mit deinem Pferd einen riesigen Unterschied machen. Als wir anfingen zu kommunizieren, hat sich alles verändert. Wir haben Dinge gemacht, die wir zuvor nie hätten machen können.

 

Hast du alles, was du heute weißt, durch Erfahrung gelernt?

– Als ich jünger war, habe ich alles eigentlich durch Erfahrung gelernt. Es waren im Grunde genommen die Pferde, die mir alles beigebracht haben. Ich habe verschiedene Dinge ausprobiert, manche haben funktioniert und manche nicht – und genau daraus habe ich die wichtigsten Lektionen gelernt. Ich habe auch etwas Unterstützung von Alizée Froment bekommen, sie ist ein richtiger Freiheitsdressur-Profi. Sie ist sehr korrekt in ihrem Umgang mit den Pferden und man sieht, dass die Pferde bei ihr wirklich freiwillig mitmachen wollen. Ich schaue wirklich zu ihr auf und manchmal machen wir auch gemeinsam Sachen. Das macht immer richtig Spaß! Außerdem lerne ich viel, wenn ich selbst Unterricht gebe – besonders wenn an einem Tag viele Pferde dabei sind. Da jedes Pferd anders ist und auf eine andere Weise lernt, mache ich jedes Mal neue Erfahrungen!

 

Wie kann es mir als ReiterIn helfen, mit positiver Verstärkung vom Boden aus zu arbeiten?

– Bis vor einigen Jahren war Tricktraining für viele Leute nur: „Oh, das Pferd macht einen Trick und bekommt eine Belohnung.“ Aber es geht um viel mehr als nur das. Es geht um die gesamte Einstellung des Pferdes und um deine eigene Einstellung.  Wenn dein Pferd sich öffnet, hat es keine Angst mehr davor, einen Fehler zu machen, und es ist automatisch bereit, Dinge auszuprobieren. Mit einer positiven Einstellung bist du selbst auch offener dafür, zu sehen, wie sehr sich dein Pferd anstrengt. 

– Vom Boden aus mit dem Pferd zu arbeiten verbessert zudem das Timing deiner Belohnung. Es ist oft einfacher, etwas vom Sattel aus zu erzwingen als vom Boden aus. Wenn du vom Boden aus mit Pferden arbeitest, müssen sie es selbst auch wirklich wollen, sonst machen sie es nicht. Durch Bodenarbeit schaffst du eine großartige Kommunikation zwischen dir und dem Pferd. Es stärkt die Bindung und die Beziehung, und am wichtigsten: Es macht Spaß, weil es euch beiden gefällt! 

Was sind deine besten Tipps für andere, die ihre Bindung zu ihrem Pferd stärken wollen?
  • Du kannst deinem Pferd kleine Dinge beibringen, die ihm einerseits Spaß machen, andererseits aber auch dazu beitragen, dass es sich dir gegenüber öffnet. Zum Beispiel kannst du deinem Pferd beibringen, zu lächeln, einen Kuss zu geben oder das Bein zu heben. Diese Dinge lernen Pferde oft ziemlich leicht, sind aber trotzdem super geeignet, um eure Bindung zu stärken. Es muss also wirklich nichts Fortgeschrittenes oder Großes sein.

  • Freilaufen in der Halle oder auf einem eingezäunten Platz ist auch eine super Möglichkeit, eine stärkere Bindung mit deinem Pferd aufzubauen. Probiere dabei zum Beispiel, ob es dir folgen möchte oder ob du seine Aufmerksamkeit vom Boden aus bekommen kannst. Halte dabei die Trainingseinheiten kurz, damit es nicht die Lust verliert.

  • Verbringe Zeit mit deinem Pferd! Weißt du noch, wie du früher als Kind einfach nur im Stall abgehangen bist und Zeit mit und um Pferden verbracht hast...?  Wenn wir älter werden, kommt da leider das Leben mit seinen Verpflichtungen  dazwischen. Doch wenn du die Möglichkeit dazu hast, dann verbringe Zeit mit deinem Pferd vor oder nach dem Reiten. Einfach nur in der Nähe deines Pferdes sein, es beobachten und bei ihm sein. Das stärkt eure Bindung von ganz allein!

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