Wir haben immer im Blick, dass es unseren Pferden an nichts mangelt – optimale Gesundheit, beste Behandlung und liebevolle Pflege. Doch wie sieht es mit uns als Reiter:innen aus? Wir haben uns mit der niederländischen Dressurreiterin, Pferdeosteopathin und Humanphysiotherapeutin Maxime Osse unterhalten, um zu erfahren, wie wir uns als Reiter:innen körperlich fit halten können. Von den üblichen Problemen wie Rücken-, Nacken- und Schulterbeschwerden bis zur entscheidenden Rolle eines ausbalancierten Sitzes: Maxime gibt uns wertvolle Einblicke und exklusive Physiotipps. Finde heraus, warum self care für uns als Reiter:innen genauso wichtig ist, wie die optimale Pflege unserer Pferde. 👇 

Welche Probleme haben Reiter:innen häufig, für die sie physiotherapeutische Behandlung benötigen?

– Aus meiner Erfahrung als Physiotherapeutin, die mit Reiter:innen arbeitet, sind Rückenbeschwerden ein häufiges Problem. Die genaue Lokalisation der Beschwerden variiert individuell und liegt oft an Fehlhaltungen aufgrund eines nicht ausbalancierten Sitzes im Sattel. Nacken- und Schulterschmerzen sind ebenfalls häufige Probleme, die oft mit dem Sitz in Verbindung stehen. In einigen Fällen kann eine physiotherapeutische Behandlung erforderlich sein, insbesondere wenn die Beschwerden signifikant sind und die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist. Viele dieser Probleme resultieren, wie erwähnt, aus einer schlechten Haltung während des Reitens, was zu Ungleichgewicht und punktuellen Belastungen in bestimmten Bereichen des Rückens führen kann.

Warum treten diese Probleme auf?

– Oft besteht bereits ein Problem, eine Fehlhaltung, im Körper und das Reiten verstärkt diese. In anderen Fällen treten die Probleme akut während des Reitens auf und können dann an Muskelproblemen oder schlechter Haltung liegen. Ein ausbalancierter Sitz auf dem Pferd ist nicht nur wichtig, um mit den Bewegungen des Pferdes mitgehen zu können, sondern auch, um die durch das Reiten verursachten Stöße auf den Körper abzudämpfen.

„Nimm dir zu deinem eigenen Wohl und dem deines Pferdes die Zeit, dich richtig aufzuwärmen.“

– Maxime Osse

Wie können Reiter:innen diesen Problemen vorbeugen?

– Wenn du bereits im Alltag Beschwerden hast, wie z. B. Schmerzen, Steifheit, eingeschränkte Bewegungsfreiheit oder erhebliche Asymmetrien, ist es ratsam, eine:n Physiotherapeut:in zu konsultieren, um eventuelle Blockaden in deinem Körper zu erkennen. Für diejenigen, deren Rücken-, Schulter- oder Nackenschmerzen auf eine unzureichende körperliche Fitness zurückzuführen sind, kann ein zusätzliches Training neben dem Reiten die allgemeine Fitness verbessern. Du könntest z. B. ins Fitnessstudio gehen und dir ein auf dich abgestimmtes Trainingsprogramm erstellen lassen. Wenn eine schlechte Körperhaltung die Ursache ist, würde ich dir Übungen für die Rumpfstabilität empfehlen, um deine Haltung zu verbessern. Bitte deine:n Trainer:in auch, auf deine Haltung auf dem Pferd zu achten, damit dein Sitz gut ausbalanciert ist und dein Gewicht und die Bewegungen deines Pferdes gut auf deinen ganzen Körper verteilt sind.

Ich bin übrigens nicht nur Physiotherapeutin, sondern habe auch als Sitztrainerin gearbeitet. Da habe ich viel mit einem Flexchair gearbeitet, der den Menschen ihre Asymmetrien und Bewegungseinschränkungen aufzeigte, die wir dann auf dem Pferderücken beheben konnten. Wenn du das Gefühl hast, dass du noch Schwierigkeiten hast, richtig zu sitzen, kann ein Sitztraining sehr hilfreich sein.

Kannst du uns ein paar Tipps geben, wie man fit fürs Reiten bleibt?

– Abgesehen von einer gesunden Ernährung und ausreichend Schlaf ist es wichtig, sich selbst zu beobachten, so wie man es auch bei seinem Pferd tut. Selbst wenn du beim Reiten nur kleinere Beschwerden hast, solltest du dich mal durchchecken lassen. Achte darauf, dass dein Fitnesslevel dem deines Pferdes entspricht. Wenn du noch nicht ganz so fit bist, mach neben dem Reiten ein paar zusätzliche Übungen, damit du mithalten kannst.

 
Wie wichtig ist das Aufwärmen für Reiter:innen?

– Es ist genauso wichtig wie das Pferd aufzuwärmen. Was viele vergessen, ist, dass wir beim Aufwärmen unserer Pferde auch uns selbst vorbereiten. Nimm dir also zu deinem eigenen Wohl und dem deines Pferdes die Zeit, dich richtig aufzuwärmen. 

Danke, Maxime, für deine professionellen Insider-Tipps! 🖤