Pål Flam:

So gewinnst du ein Stechen

Lies Pål Flams Top-Tipps, wie du dich auf ein Stechen vorbereiten und Fehler vermeiden kannst.

Lovisa

Thu 18 Apr - 24

Du hast einen fehlerfreien Ritt hinter dir und jetzt ist es Zeit fürs Stechen. Doch einmal im Parcours angekommen merkst du, dass du einfach keinen guten Rhythmus findest und die Distanzen nicht hinhauen. Was ist schiefgelaufen und was kannst du ändern, um schnell und effektiv durch ein Stechen zu kommen? Jemand, der sich ausgiebig damit beschäftigt hat, ist unser norwegischer Teamreiter Pål Flam. In diesem Artikel teilt er seine besten Tipps für ein erfolgreiches Stechen. Auf die Plätze, fertig, los!

 

Wie unterscheiden sich die Aufwärmphasen für die erste Runde und für das Stechen?

Zunächst einmal springe ich vor dem Stechen nicht so viel wie vor der ersten Runde. Man muss bedenken, dass das Pferd ja bereits eine Runde absolviert hat und aufgewärmt ist. Ich mag es nicht, wenn die Pferde zu viel Adrenalin im Körper und einen erhöhten Puls haben. Ein Pferd mit zu viel Adrenalin denkt nicht mehr klar – deshalb versuche ich, sie „auf dem Boden zu halten“, mit einem niedrigeren Puls und vor allem sicherzustellen, dass sie entspannt sind.

 

Was sind die häufigsten Fehler, die man im Stechen macht?

Tatsächlich habe ich das in letzter Zeit ziemlich ausgiebig analysiert und mich viel damit beschäftigt. Ich habe gemerkt, dass viele den Fehler machen, nicht gleich ein hohes Tempo zu finden. Sobald du nach dem ersten Sprung landest, solltest du direkt an Tempo zulegen, damit du während des längeren Weges zum zweiten Sprung einen gleichmäßig schnellen Galopp hältst und dann die letzten Galoppsprünge nicht hetzen musst. Du musst sofort nach der Landung „Jetzt Tempo!" denken, um zu verhindern, dass du zum zweiten Hindernis hin immer schneller wirst. Denn genau da passiert es dann schnell, dass man die Distanz falsch einschätzt. 

  • Setz sofort das Tempo, sobald du nach dem ersten Sprung aufkommst. 

  • Halte einen gleichmäßigen, schnellen Galopp, ohne zum zweiten Sprung zu hetzen.

 

In welchen Momenten kann man die meiste Zeit einsparen?

Ich habe mich viel damit beschäftigt, wie man enge Wendungen reitet. Darauf kommt es beim Stechen ja wirklich an. Wenn man etwas früher abwendet, kann man die Wendung notfalls immer noch etwas weiter machen, falls der Abstand nicht ganz hinhaut. Normalerweise reite ich mit hoher Geschwindigkeit, setze die Wendung ziemlich früh an, und wenn ich sehe, dass die Distanz nicht stimmt, kann ich die Wendung etwas weiter machen, um mir mehr Platz zu schaffen. Man hat dadurch einfach mehr Optionen. Wenn man nämlich die Wendung zu weit reitet, hat man oft nur eine Distanz, die man wählen kann. Das unterbricht den Rhythmus und man verliert an Geschwindigkeit.





Worauf sollte man beim letzten Sprung besonders achten?

Das hängt natürlich davon ab, um welche Art von Hindernis es sich handelt.  Aber ganz allgemein gesagt gibt es oft eine ziemlich lange Distanz zum letzten Hindernis, was es schwierig macht, die Galoppsprünge richtig zu berechnen. Ich konzentriere mich normalerweise darauf, das Tempo beizubehalten und darauf zu vertrauen, dass die Distanz von selbst kommt. Fang nicht an, die Dinge zu verkomplizieren, trau dich einfach, mit dem Flow mitzugehen. Wenn du den Rhythmus und das Tempo hast, löst es sich in 99 % der Fälle von selbst. 

 

Wie kann ich mein Pferd im Training aufs Stechen vorbereiten?

Der häufigste Fehler, den Leute beim Training zu Hause machen, ist, dass sie einfach zu langsam reiten. Dann tut man sich am Turnier schwer damit, die Distanzen richtig zu reiten und erhält Strafpunkte für das Überschreiten der erlaubten Zeit. Wenn man zu Hause immer nur in einem sehr langsamen Tempo trainiert, dann gibt es am Turnier einen erheblichen Anforderungssprung sowohl für Pferd als auch Reiter, wenn es schneller gehen muss.

– Was ich zu Hause gemacht habe, ist, dass ich einen Parcours aufgebaut habe, den ich mit den meisten meiner Pferden gesprungen bin. Dabei habe ich mich darauf konzentriert, ein gutes Tempo und Rhythmus beizubehalten. Das Reiten mit höherem Tempo erfordert genauso viel Übung wie alles andere und nach einer Weile fühlt es sich ganz natürlich an. Mit Geschwindigkeit bekommt man automatisch mehr Spielraum und kann etwas größere Sprünge meistern. Und wenn man einen guten Rhythmus beim Reiten hat, muss man sich nicht so sehr um die Distanzen kümmern. Man bekommt automatisch mehr Power im Galopp. Seitdem ich mich darauf konzentriert habe, können sich die Ergebnisse echt sehen lassen.

– Man kann tatsächlich auf Turnieren gut trainieren, worüber wir zuvor gesprochen haben, sogar in der ersten Runde – aber in einer abgeschwächten Version. Es ist immer gut, das zu trainieren, um beispielsweise Zeitfehler in der ersten Runde zu vermeiden. Das Prinzip ist dasselbe, aber mit geringerem Tempo und weniger engen Kurven.

 

Hast du noch weitere Tipps, um erfolgreich durchs Stechen zu kommen?

Vor jedem Stechen erstelle ich einen Plan und analysiere, wo ich die Wendungen ansetzen sollte, um die besten Distanzen reiten zu können. Diesen Plan führe ich mir immer wieder vor Augen. Es ist etwas, das ich automatisch mache, ohne viel darüber nachzudenken. Ich stelle mir vor, wie schnell ich reite, welchen Rhythmus ich halte und wie es sich anfühlt, wenn ich den Parcours springe.

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